Über die Geschichte der Völker, der Kulturen, der Völkerwanderungen, der Kriege und Eroberungs-feldzüge, der Städte und Staaten, der Arbeit, der Bürgerkriege und Revolutionen, der Baukunst wie der Künste überhaupt, gibt es Bibliotheken füllende Dokumente, Dissertationen und wissenschaftliche Publikationen, und auch eine erstaunlich große Allgemeinbildung, die sich in Zeitschriften, den Feuilletons bürgerlicher Zeitungen, ja sogar in Leserbriefen niederschlägt.

 

Eine Geschichte der Wirtschaftsverbrechen gibt es noch nicht. Es wäre leicht möglich, in einschlägigen Geschichtsbüchern, unabhängig vom Thema, den einen oder anderen Beweis dafür zu finden, dass Wirtschaftsverbrechen schon in den ältesten Kulturen eine Rolle spielten, aber eine eigene Geschichte der verbrecherischen Seite des Wirtschaftslebens hat noch niemand ernsthaft in Angriff genommen. Auch mein Buch Kapital-Verbrechen, in dem in fast allen Kapitel welthistorisch relevante Verbrechen, die man der Kapitalbildung, der Kapitalverwertung und der Kapitalsicherung zuordnen kann, geschildert und analysiert werden, kann nicht als eine solche Geschichte verstanden werden.

 

Es gibt nicht einmal eine systematische Übersicht über die Entstehung und Entwicklung von Verbots- und Strafnormen, die speziell die Wirtschaft betreffen. Dabei sind schon in den ältesten (meist geheiligten) Schriften Ge- und Verbote zu finden, die einzig dem Zweck dienten, ein geordnetes, auch gerechtes Wirtschaftslleben der Sippen, Clans, Stämme und Völker zu garantieren. Erinnert sei an das Zins- und Wucherverbot im alten Testament, das sich dort nur auf die Glaubensgemeinde erstreckt, dann vom Christentum auf alle ausgedehnt wird, im Islam zu finden ist und schließlich auch - mit den nun üblichen Grenzwerten - in die Gesetzgebung der modernen kapitalistischen Rechtsstaaten Eingang gefunden hat. Meist ging es um den Schutz des Eigentums und den damit verbundenen sozialen Frieden.

 

Auch in den übrigen Kulturen der Welt, die vor den monotheistischen oder neben ihnen bestanden und bestehen, finden sich Regeln und Vorschriften, die das Wirtschaftsleben im Interesse der sozialen Sicherheit der Gesellschaftsmitglieder und damit des innergesellschaftlichen sozialen Friedens regulieren und Verstöße, ob Vergehen oder Verbrechen, auf je eigene Weise sanktionieren. Eine Geschichte der Wirtschaftsverbrechen kann also zuerst einmal nur eine Geschichte der Ge- und Verbote bestimmter Wirtschaftspraktiken und ihrer Sanktionen sein. Man wird sie bestimmten Epochen (mit bestimmten Produktionsverhältnissen und Kulturen) zuordnen und ihre Entstehungsbedingungen und Entwicklungen herausfinden und dann ihre inner- und zwischengesellschaftlichen Auswirkungen erforschen müssen. Es ist denkbar, dass ein Interesse an diesem Thema eher bei den kritischen Friedens- und Konfliktforschern als bei Wirtschaftshistorikern zu wecken ist.

 

Gründliche Forschung wird sehr wahrscheinlich bestätigen, was man durch umfassende Lektüre historischer Texte zumindest als Hypothese mit hohem Realitätsgehalt aufstellen kann, dass sich alle ökonomischen Systeme über ihre Grenzen des politisch und wirtschaftlich Erlaubten definieren. Die Verbote und Strafsysteme zeigen den Mitgliedern der eigenen Gesellschaft wie den Fremden die Grenzen, die die Herrschenden eines Systems zu dessen Sicherung ziehen und überwachen. Vereinfacht gesagt: Das Strafrecht dient der Sicherung der bestehenden Macht-, Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse. Wer diese Verhältnisse verändern will, muss sie verstehen. Er muss neben den Klasseninteressen auch die Rechtsverhältnisse analysieren, in denen sich die Machtverhältnisse verstecken, die sie aber auch legitimieren, sogar moralisch rechtfertigen.

 

Eine Geschichte der Wirtschaftsverbrechen der Neuzeit kann zum Beispiel auf dem 24 Kapitel des ersten Bandes "Das Kapital" von Karl Marx aufgebaut werden, in dem er "die 'so genannte' ursprünglich Akkumulation" am Beispiel der britischen Gesetzgebung nachzeichnet. (DerText ist im Internet abrufbar) Hier sollen nun, über einen längeren Zeitraum erst einmal solche Gesetzestexte zusammengetragen, zusammengefasst und systematisiert werden. Natürlich nicht nur für England, sondern - wie es für das Zeitalter der Globalisierung angemessen ist - die ganze Welt. Und dies so weit zurück wie möglich und bis in unsere Gegenwart. Ich hoffe, dass sich Interessenten genug finden, die mir Fundstellen und Texte zuschicken an   hans.see@web.de

 

Über die Geschichte der Völker, der Kulturen, der Völkerwanderungen, der Kriege und Eroberungs-feldzüge, der Städte und Staaten, der Arbeit, der Bürgerkriege und Revolutionen, der Baukunst wie der Künste überhaupt, gibt es Bibliotheken füllende Dokumente, Dissertationen und wissenschaftliche Publikationen, und auch eine erstaunlich große Allgemeinbildung, die sich in Zeitschriften, den Feuilletons bürgerlicher Zeitungen, ja sogar in Leserbriefen niederschlägt. Es sind also viele Voraussetzungen vorhanden, eine Geschichte der Wirtschaftsverbrechen zu verfassen. Die wichtigste wäre, dass damit eine Lücke der Wirtschaftsgeschichte geschlossen wäre, die nach meiner Auffassung mit dafür verantwortlich ist, dass sich selbst herausragende Wirtchaftswissenschaftler in diesem Problemfeld wie blutige Laien äußern.

 

Hier sollen nun, über einen längeren Zeitraum erst einmal solche Gesetzestexte zusammengetragen, zusammengefasst, systematisiert und vielleicht auch kommentiert werden. Natürlich nicht nur für Deutschland und Europa, sondern - was für das Zeitalter der Globalisierung einzig angemessen ist - die ganze Welt. Und dies so weit zurück wie möglich und bis in unsere Gegenwart. Ich hoffe, dass sich Interessenten genug finden, die mir Fundstellen und Texte zuschicken an hans.see@web.de